Mein Advent-Tagebuch_2019

Der Advent steht in der Tür. Ich sehe Tag für Tag, wie unsere Gesellschaft mit dieser Zeit umgeht. Konsum- und leistungsorientiert.
Ich möchte ein bescheidenes Gegengewicht installieren. Mein persönliches Advent-Tagebuch führen. Einmal auf facebook, damit auch dort der Zugriff möglich ist, und für all jene, die nicht auf facebook sind, hier auf der website.

1. Dezember 2019

So kann man es auch sehen, nicht wahr? Vor zwei Jahren habe ich dieses Plakat entdeckt. Und zuerst einmal geschmunzelt. Ich bin aber auch sehr nachdenklich geworden. Was ist der erste Adventsonntag? Ein Bratwurstsonntag? Seit wann? Wer hat ihn so bezeichnet?

Ich weiß nicht, was die Mehrheit der Österreicher*innen am ersten Adventsonntag isst, aber ist das nicht mehr als ein netter, verzweifelter Versuch, eine fleischhauerische Startup-Initiative sozusagen, oder doch was Ernsthaftes? Ist das Satire, Ironie, Realität? Eine tolle Idee?
Es scheint, als könne man ganz einfach ein neues Etikett auf eine religiöse Tradition kleben. Wir fangen zwar nichts an mit dieser Zeit, aber wir finden neue Namen für sie, die Adventsonntage. Zum Beispiel Bratwurstsonntag.
Wie würdet ihr die nächsten Adventsonntage „taufen“?
Einen guten Start in den Advent, mit oder ohne Bratwurst!

2. Dezember 2019

Gestern haben wir einen Freund besucht. Wir waren jedoch nicht am Adventmarkt auf dem Hauptplatz mit ihm, auch nicht beim beliebten Punschstand, sondern … bei ihm im Krankenhaus. Nun ist ein Krankenhaus im Advent, so viel steht fest, beileibe kein beliebter Aufenthaltsort. Und doch ist es ein wunderbarer Ort des Advents.
Wo anders als hier wird Heilung und Rettung und Leben ersehnt – und oft genug ermöglicht? Ist so ein Haus nicht ein beispielhafter Raum für Begegnung, fürs Zuhören und Erzählen, für Geduld und Ermutigung, für Anteilnahme, Beziehung und … Liebe? Zum Menschen. Zum Anderen, der für sich Heilung erhofft, kurz, das Leben.
Noch ist nicht viel vom Schmuck und den Zeichen der Adventzeit zu sehen, den Kerzen und Kränzen und Sternen und Engeln, aber als wir hinausgingen aus dem Zimmer, aus der Klinik in die kalte Dezembernacht, da wussten wir, für eine kurze Zeit war es tatsächlich Advent geworden in diesem Haus. Abseits der Rituale für vom Glück der Gesundheit verwöhnte und oft gedankenlos das Leben aufs Spiel setzende Mitmenschen spürten wir, Gott war genau hier präsent in unseren Gesprächen (so harmlos sie auch klangen), in der Umarmung beim Abschied, im Segenswunsch, der nach Zuversicht klang.
Ich bin mir sicher, er saß mitten unter uns und hat Trostkekse gebacken.

3. Dezember 2019

kommt…